8. Dezember 2013

Dichterlesung bei der Adventsfeier der Donauschwaben, Egerländer Gmoi, Sudetendeutschen Landsmannschaft im Vereinsheim Mering – St. Afra

Aus dem Buch / E-Book: „Jugend zwischen Krieg und Frieden“:
Es weihnachtet im Böhmerwald:

Gedichte  und  Erzählungen über Weihnachtsbräuche, Kirchgänge und "Christbaumholen". Als elfjähriger Böhmerwaldbub holte ich aus dem Wald an der "Neubäuer Höhe" einen Christbaum. Ein scheues Reh äugte aus dem Gebüsch mir nach, als wollt‘ es Abschied nehmen  von dem Fichtenbäumchen, das unter’m Arm ich heimwärts trug. Es dämmerte schon,  die ersten Sterne leuchteten  hernieder, vom Dorfe her klang die Abendglocke . . .  "s’ist  Weihnacht!"

Ein "Papstchristbaum" aus meiner böhmischen Heimat

Entlang der bayerisch-böhmischen Grenze reicht der bewaldete Gebirgszug von der "Neubäuer Höhe", über den "Hirschstein / Starỳ Herštejn" bis zum "Schwarzkopf / Čerchov", auch "Schwarzkoppe" genannt, einst  auch ein Schulwanderweg für Neubäuer Volksschüler. Aus dem "untergegangenen Glashüttendorf  Fichtenbach / Bystřice am Čerchov" stammt der "Papstchristbaum 2013" in Rom. Die sechzigjährige 25 Meter hohe Fichte wurde von Papst Benedikt bestellt und von "Waldmünchener Panduren" an Papst Franziskus auf dem Petersplatz überreicht.

Der gleichalterige Joseph Ratzinger studierte auf dem Freisinger Domberg Theologie und ich Pädagogik. Dort erlebte ich nach fünfjähriger russischer Kriegsgefangenschaft 1950 den "ersten Advent unter bayerischen Christbäumen" und in der Osterzeit 1951 auch die Priesterweihe des "künftigen bayerischen Papstes".

Ein "bayerischer Baum mit böhmischen Wurzeln" aus der Mitte Europas! Das bairische Fichtenbach kam 1702 zu Böhmen und wurde  nach dem Zweiten Weltkrieg Grenzkaserne Bystřice. Im "Kalten Krieg" überwachte neben dem "Schwarzkopf-Kurz-Turm" ein Fernmeldeturm auf dem Čerchov  auch den Eisernen Vorhang im grenznahen Radbusatal.  Auf  Fernmeldetürmen  "spionierten elektronisch" Amerikaner vom bayerischen "Hohen Bogen" aus und Russen vom  böhmischen Plattenberg / Velký Zvon und vom Dyleň bei Eger aus. Mein Geburtsort  Neubäu lag im Sperrgebiet (in der "Todeszone") und wurde niedergerissen: Auf dem "Friedhof  des Vaterhauses , der Schule und der Kirche" wächst der "Böhmische Wald  / Českỳ les" , auch mit jungen Christbäumen!  Nachdenklich  feierte fortan  meine vertriebene Familie Weihnachten  in  Merching im "Wittelsbacherland" und ich vermisst im Kaukasus.

Der Artikel  "Papstbaum stammt gar nicht aus Bayern " erschienen am 6. Dezember 2013 in der Friedberger Allgemeine (www.augsburger-allgemeine.de).

 

Kriegsgefangenenweihnachten im Kaukasus

Kriegsgefangenenjahre zählten nach Weihnachten. In Baracken las ich Weihnachtsgedichte, auf Zementsackpapier niedergeschrieben. Von 1945 bis 1949 erlebte ich  also fünf Weihnachten im Kaukasus hinter Stacheldrahtzäunen. In sehnsuchtvollen Versen war ich  im Geiste bei meiner Familie unter dem Weihnachtsbaum daheim. Endlich, am 4. Januar 1950 empfingen mich meine Angehörigen in der Merchinger Vertriebenenstube "unter dem Weihnachtsbaum" als Spätheimkehrer.

 

Mit Enkeln unterwegs durch eine  grenzüberschreitende Bildungsregion

Vom Čerchov herab, über Nepomuk und Höll wurde der "Papstchristbaum" nach Waldmünchen gebracht. Auch vom Regensburger Bischof  Dr.Rudolf Voderholzer, aus Kladrau stammend, gesegnet, kündet er in der Weihnachtszeit 2013 im Vatikan auch von einer "grenzüberschreitenden Bildungsregion  inmitten Europas".  Dieses bayerisch-böhmische Grenzgebiet besuche ich jährlich mit meinen Enkeln.

Nachwort zur 2. Auflage: "Mit Enkeln unterwegs durch bayerische und böhmische Bildungsregionen".

2013 waren wir im Heimatkreis Bischöfteinitz/Horšovský Týn, jetzt im Kreis Taus/Domažlice integriert, unterwegs: siehe Aktuelles vom 18.08.2013. Einmal fuhren wir im Kleinbus über Waldmünchen auch zum Parkplatz Nepomuk , wanderten zum "Schwarzkopf" und überblickten die "Schwarzkopfer Wälder" bis zur "Neubäuer Höhe".

Bildergalerie:

Der "Papstchristbaum aus dem Böhmischen Wald / Český les"  wuchs 45 Jahre in der "Todeszone des Eisernen Vorhanges" auf und verheißt 2013 auf dem Petersplatz in Rom Versöhnung und Frieden für die Welt. Er  bewirkt auch eine europapädagogische Aufgabe.

Frohe Weihnachten und Frieden den Menschen, die guten Willens sind!

Kurzprofil

Dr. phil. Waldemar Nowey (* 11. März 1927 in Neubäu, Egerland) ist ein deutscher Pädagoge, Bildungsforscher und Schriftsteller.

Nach Anstellungen als Lehrer und Schulleiter in Bayern promovierte er 1964 an der Universität München. Anschließend war er als Ausbildungslehrer an der Pädagogischen Hochschule in Augsburg tätig. Von 1969 bis 1989 führte er Studien für das Kultusministerium Bayern durch. In der Deutschen Nationalbibliothek sind 82 Publikationen unter seinem Namen verzeichnet.

Nowey ist verheiratet und hat zwei inzwischen verheiratete Töchter.

Siehe auch Wikipedia.