2. September 2015

19. Internationaler Kongress Renovabis auf dem Domberg in Freising Jugendliche im Osten Europas – welche Zukunft?

1991 publizierte ich die Pilotstudie "Bildungsregion der offenen Grenzen inmitten Europas" als "Beitrag eines böhmisch-bayerischen Bildungsforschers zum freien Europa der Regionen", herausgegeben vom Arbeitskreis Egerländer Kulturschaffender e.V. - auch Diskussionsbasis bei universitären internationalen Symposien und Kongressen u.a.:

1994  an der Wirtschaftsfakultät Cheb/Eger der Universität Plzeň/Pilsen,

1995  im Harmoniesaal bei der Basilika in Waldsassen,

1996  in der Neubaukirche/Aula der Universität Würzburg.

Als "Gruppenleiter Egerländer Bildungsforschung" initiierte ich bei den jährlichen "AEK-Begegnungen" in Bayern und Böhmen "Werkstattgespräche" zu den Themenbereichen "Bildung" – "Wirtschaft" – "Kultur/Kirche". Als langjähriger Augsburger Diözesanrat und als Mitglied des Landeskomitees der Katholiken in Bayern veröffentlichte ich Kirchenliteratur.

 

Renovabis – von Anfang an dabei

Nach fünfjähriger russischer Kriegsgefangenschaft studierte ich 1951 auf dem "Freisinger Domberg" Pädagogik und erlebte dort auch die Priesterweihe von Papst Benedikt XVI.
Am gleichen Ort präsentierte ich zum "1.Internationalen Kongress Renovabis 1997 – Kirche in Osteuropa" die Trilogie der Kirchlichkeit:  "Herausforderungen an die Kirche – Über die Kirchentüre hinaus - Glaube und Kirchlichkeit".
Miloslav Kardinal Vlk, Erzbischof von Prag und Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen referierte über das Leitthema "Kirche in Osteuropa: herrschen oder dienen?". Nach Öffnung der Grenzen war er Bischof im böhmischen Budweis / České Budějovice, wo er einst Gymnasiast und ich Rekrut in der "Vierhöferkaserne" war.
"Bundeskanzler der Einheit" Dr. Helmut Kohl würdigte im Grußwort den Kongress als "ein wichtiges Zeichen der völkerverbindenden Kraft christlichen Glaubens" und einen "bedeutsamen Beitrag zur Gestaltung eines vereinten Europa in Frieden und Freiheit".
Der Thüringer Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel, von 1972 bis 1976 Präsident des "Zentralkomitees der deutschen Katholiken" erinnerte, dass Renovabis "auf Anregung katholischer Laien" gegründet wurde. Wir bräuchten "Brücken zur Verständigung und zum gegenseitigen Verständnis" und "Partnerschaften zwischen West und Ost unter Pfarrgemeinden".
Als Minister für Unterricht und Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz (1976 – 88) hatte Dr.Vogel auch enge Beziehungen zum "Bayerischen Staatsinstitut für Bildungsforschung und Bildungsplanung" in München. Dort entwickelte ich zur "Gebiets- und Schulreform in Bayern" wissenschaftliche Studien über "Bildungsregionen inmitten Europas".
Schon beim "1. Renovabis-Kongress 1997" regte ich "Europapädagogische Perspektiven in grenzüberschreitenden Bildungsregionen" an, die beim "8. Kongress 2004: Jugend in Mittel- und Osteuropa" ausführlich diskutiert wurde.
1997 waren – nach 1. Hauptgeschäftsführer  P. Eugen Hillengass, SJ -  270 Teilnehmer(innen) aus 18 Ländern und 2004 schon fast 400 Teilnehmer(innen) aus 25 Ländern  nach dem  nachfolgenden Hauptgeschäftsführer P. Dietger Demuth, CSsR – registriert.

Der Warschauer Prof. Dr. Wladyslaw Bartoszewski sprach über "Europas Reichtum in der Vielfalt". Ich lernte ihn schon als Gastprofessor in den bayerischen Universitäten München, Eichstätt und Augsburg kennen und als "Europapädagoge" schätzen. Er meinte: "Je größer die kulturelle, religiöse und ethnische Verschiedenheit, desto größer das Bedürfnis nach geistiger Einheit". Beim Aufbau Europas sei das "Postulat der gemeinsamen Werte" unumgänglich, erst recht in der erweiterten europäischen Union.
Dazu stellte ich im "Jugendworkshop Vision Europa" mein E-Book: "Europapädagogische Perspektiven in grenzüberschreitenden Bildungsregionen" vor. In Zusammenarbeit mit dem "Centrum für angewandte Politikforschung CAP München" wurde die "kulturelle Vielfalt in der europäischen Wertegemeinschaft" thematisiert. Meine Pilotstudie "Bildungsregion Euregio Egrensis" konkretisiert exemplarisch die herkömmliche bayerisch-böhmische Kultur- und Bildungsgeschichte mit pädagogischen Zukunftsaufgaben. Über die erfolgreichen grenzüberschreitenden deutsch-tschechischen Jugendaustauschzentren "TANDEM" in Regensburg und Pilsen/Plzeň  wurde in Arbeitskreisen  berichtet.

Der im niederschlesischen Breslau geborene Erzbischof  von Köln, Joachim Kardinal Meisner, lud zum "Weltjugendtag 2005" "in seine Domstadt" ein.

 

Jugendliche im Osten Europas – welche Zukunft ?
Lebens- und Glaubensperspektiven

Der "19. Internationale Kongress Renovabis 2015" knüpfte thematisch an den "8. Kongress 2004" an. Erhebliche Veränderungen in einem Jahrzehnt wurden akzentuiert.

Pater Stefan Dartmann SJ war vom 2. Dezember 2010 bis 31. Mai 2015 Renovabis-Hauptgeschäftsführer und ist jetzt Rektor des "Collegium Germanicum et Hungaricum" in Rom. Nach einer Vesper in der Stadtpfarrkirche St.Georg wurde er im "Freisinger Asamsaal" verabschiedet.
Der kommisarische Hauptgeschäftsführer Dr. Gerhard Albert begrüßte  die wiederum rund 400 Kongressteilnehmer(innen) aus 30 Ländern. Der designierte Berliner Erzbischof  Dr. Heiner Koch eröffnete den Kongress.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Dr. Rainhard Marx wies im Grußwort auf die zentrale Bedeutung für die Kirche hin, "mit Jugendlichen darüber nachzudenken, was der christliche Glaube  für das Leben in der heutigen Zeit bedeute".

Papst Franziskus rief am 6.Juni 2015 in Sarajewo die Jugend im Osten Europas auf: "Ihr habt eine wichtige Berufung: niemals Mauern zu bauen, sondern nur Brücken!"
Die "Pädagogik des Papstes" wolle der Jugend Perspektiven geben. Dabei sei "der intensive Dialog zwischen den Generationen unerlässlich".

 

Jugendliche heute

In der Tschechoslowakischen Republik besuchte ich bis 1938 die Volksschule. Seit 1969 begleitete ich am "Bayerischen Staatsinstitut für Bildungsforschung und Planung" die "Schuljugend" in Bayern in wissenschaftlichen Studien, auch in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Jugendinstitut e.V. in München, wo jetzt am "Zentrum für Dauerbeobachtung und Methoden" die Dipl.-Soziologin Martina Gille forscht. Ihr Referat "Jugend in Deutschland: Lebenslagen und Herausforderungen" sowie der Vortrag "Jugend und Religiosität: Beispiel Slowakei" von Pater Dr. Tibor Reimer SDB, Bratislava, war für mich besonders interessant. Jugendliche in der Slowakei bezeichneten sich durchaus als religiös, "surfen aber zwischen Lebensstielen und Lebenssituationen"  wie "Wellenreiter" oder nach dem polnischen Soziologen Sygmunt Baumann so genannte "Spaziergänger", die sich von einer Welle zur nächsten zappelten. Christliche Jugendarbeit müsse Orientierungshilfe geben und zur Mitarbeit einladen.

Eine Podiumsdiskusion ergab: "Jugendliche im Osten Europas zwischen Hoffnung und Resignation". Nach einer Studie der "Friedrich-Ebert-Stiftung" seien Jugendliche in Albanien, Herzegowina und  Bulgarien auch mit der "Demokratie" unzufrieden und weniger bereit, sich in Gesellschaft, Politik und Kirche zu engagieren. Wegen hoher Arbeitslosigkeit wollen viele auswandern. Die BDKJ-Vorsitzende Lisi Maier wünschte eine "solidarische Europapolitik" mit einer "sozialpolitischen Dimension".

Der designierte Berliner Erzbischof  Dr. Koch forderte, "Entscheidungen für die Jugend und mit der Jugend wieder in Prioritätensetzungen der Politik nach vorne rücken".

Aus Renovabis-Rückblick: www.renovabis.de

Wie schon beim 8.Kongress gestaltete das "Centrum für Angewandte Politikforschung (CAP) der Universität München" einen ganztägigen "Dialog der Generationen" beispielhaft.

Der polnische Erzbischof Kardinal Stanislaw Dziwisz lud zum "Weltjugendtag 2016" nach Krakau ein, wo einst Papst Johannes Paul II. für das christliche Europa wirkte.

Kurzprofil

Dr. phil. Waldemar Nowey (* 11. März 1927 in Neubäu, Egerland) ist ein deutscher Pädagoge, Bildungsforscher und Schriftsteller.

Nach Anstellungen als Lehrer und Schulleiter in Bayern promovierte er 1964 an der Universität München. Anschließend war er als Ausbildungslehrer an der Pädagogischen Hochschule in Augsburg tätig. Von 1969 bis 1989 führte er Studien für das Kultusministerium Bayern durch. In der Deutschen Nationalbibliothek sind 82 Publikationen unter seinem Namen verzeichnet.

Nowey ist verheiratet und hat zwei inzwischen verheiratete Töchter.

Siehe auch Wikipedia.